Glühwürmchenregen.

Im Moment verbringe ich sehr viel Zeit damit, kopfüber auf dem Dach zu liegen und die Sterne zu beobachten.

Ich spüre, dass sich etwas ändert. Dass ich mich ändere.

Aber ich kann es nicht greifen, ich weiß nicht, was diese Änderungen beinhalten, was sie ausgelöst hat, ob ich überhaupt einen Einfluss auf sie habe. Ich weiß nicht, ob ich sie aufhalten kann, und ich weiß nicht, ob  ich das überhaupt möchte.
Insgesamt weiß ich momentan ziemlich wenig. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr genau sagen kann, wer ich eigentlich bin.

Im Moment fühle ich mich wie ein Glühwürmchen. In manchen Augenblicken bin ich so frei, so glücklich, dass ich das Gefühl habe, von innen heraus zu leuchten. Und dann, irgendwann, ist der Augenblick vorbei und die ganze Scheiße holt mich wieder ein. Das Leuchten vergeht, und ich stehe im Dunkeln. Schon wieder.

Wie viele Schicksalsschläge kann ein Mensch verarbeiten?
Verarbeiten wir überhaupt irgendwas, oder überspielen wir alles, als wäre es eine alte Kassette?
Wann hören alte Wunden auf, in schwachen Momenten aufzureißen und allen Staub wieder an die Oberfläche zu wirbeln?

Im Grunde sind wir alle Glühwürmchen.
Im Grunde sind wir alle in uns verloren, irgendwie sind wir alle einsam, denn irgendwie leuchtet trotz allem jeder nur für sich allein.
Und im Grunde können wir nicht entscheiden, wann oder wie wir uns ändern.

Im letzten Jahr hat sich mein Umfeld enorm gewandelt, und es ist ziemlich viel Mist passiert.
Ich war so oft an dem Punkt, an dem ich mir gesagt habe, dass ich etwas ändern werde, dass ich einen Scheiß auf die Richtungsweiser am Straßenrand gebe und einfach querfeldein laufe, auf der Suche nach meinem eigenen Weg.
Aber mal ehrlich, was erwarten wir? Dass wir, von einem Tag auf den anderen, irgendetwas in unserem Inneren drehen können und unsere Bestimmung dann einfach unterwegs am Wegesrand liegen sehen?
Dass wir, von einer Sekunde auf die andere, einfach jemand anderes sein können?
Ein Glühwürmchen bleibt eben immer ein Glühwürmchen, egal wie gern es ein Stern wäre.

Wir alle kämpfen jeden Tag aufs Neue einen Kampf, den wir nicht gewinnen können.
Eine Schlacht gegen uns selbst, gegen unser Innerstes, gegen Gefühle, die wir haben, auch wenn wir wünschten, so nicht empfinden zu müssen.
Wir können es nicht ändern. Das Leben ist ein Sadist.

Es gibt so vieles, das ich mir wünsche, wenn ich kopfüber auf meinem Dach liege und die Sternschnuppen fallen sehe, und nichts davon ist materiell.
Aber die Sterne können uns nicht helfen, vielleicht können wir uns nicht einmal selbst helfen.

Denn am Ende ist es vielleicht nur ein gottverdammter Glühwürmchenregen.

 


 

Zurück zu Home